Nach unserem bisherigen Highlight mit Delfinen zu schwimmen, ging es am nächsten Tag zeitig in der Früh los. Wir fuhren von der Ostküste an die Westküste der neuseeländischen Südinsel. Wir hatten eine längere Strecke vor uns. Die Westküste umfasst ein sehr großes Gebiet, in dem aber nur ca. 33.000 Menschen leben. Es ist die am dünnsten besiedelte Region Neuseelands und nachdem es nur drei Pässe über die Südalpen gibt, ist die Westküste auch recht isoliert.
Wir fuhren über den Lewis Pass. Dieser ist einer von den drei Überquerungsmöglichkeiten der Alpen. Er ist mit 846 m der Niedrigste dieser Pässe. Die Straße schlängelte sich kilometerweit, Kurve um Kurve, durch die unberührte Landschaft und ich war als Beifahrer echt gefordert. Nur mittlerweile bin ich das Linkssitzen schon gewöhnt, deswegen war es für mich nicht mehr ganz so schlimm, wie zu Beginn unserer Reise. Unser Endziel an dem Tag war Westport.
Wir fanden einen schönen Campingplatz direkt am Carters Beach und so konnten wir den Tag mit Blick aufs Meer ausklingen lassen.
Eines der Must-sees an der Westküste sind die Pancake Rocks. Das sind Steinformationen, die aussehen, als hätte man ganz viel „Palatschinken“ – „Pfannkuchen“ – „Pancakes“ aufeinandergelegt. Sie sind durch Schichtverwitterung entstanden, die vor mehr als 30 Millionen Jahren begonnen hat.
Da das Wetter traumhaft schön war, starteten wir eine Wanderung. Wir gingen einen Teil des Paparoa Tracks bis zu einer Hängebrücke. Die Wanderwege sind hier sehr gut ausgeschildert, sodass man nicht verloren geht. Neuseeland hat einfach wunderschöne Regenwälder. Es sieht hier aus, als würde jeden Moment irgendein Fabelwesen aus dem Farn/Gebüsch springen.
Wir fuhren danach noch weiter bis Hokitikia, die Jadehauptstadt Neuseelands. Hier gibt es viele Galerien und Kunsthandwerker, die ihre Schmuckstücke aus Jade präsentieren. Unser Campingplatz für diese Nacht lag ganz in der Nähe einer Glühwürmchenhöhle, deswegen warteten wir, bis es ganz dunkel wurde. Das ist hier in Neuseeland im Moment erst so gegen 22 Uhr und dann gingen wir zu der besagten Höhle. Es war echt super – es sah aus als würden hunderte Lichterketten an den Steinen hängen. Leider haben wir nicht das richtige Kameraequipment um das auch auf Bilder zu bringen.
Unser nächstes Ziel war der Franz Josef Gletscher, der tatsächlich nach dem österreichischen Kaiser benannt wurde. Um nicht an einem Stück so lange durchzufahren, machten wir in der ehemaligen Goldgräberstadt Ross Halt und spazierten dort einen einstündigen Wanderweg.
Als wir dann beim Gletscher ankamen, versuchten wir unser Glück in einem der vielen Helicopter scenic flight-Büro`s, ob wir spontan noch einen Platz für einen Rundflug ergattern könnten. Naja, dem war nicht so – da das Wetter leider nicht mitspielte, es war stark bewölkt und vom Gletscher haben wir nichts gesehen.
Die nette Dame in diesem Büro hat uns einen Platz für den nächsten Vormittag angeboten und wenn bis dahin das Wetter besser würde, dann steht unserem Helikopterflug inklusive Schneelandung am Gletscher nichts mehr im Weg.
Wir waren ganz schön aufgeregt und ich checkte jede erdenkliche Wetterapp und jede hat mir für den nächsten Vormittag was anderes prophezeit. Deswegen hieß es: warten und hoffen.
Den Nachmittag verbrachten wir mit einer gemütlichen Wanderung – dem Franz Josefs Valley Track, der eine tolle Aussicht auf die Gletscherzunge bieten soll. Die hatten wir leider nicht wegen des Nebels.
Der nächste Morgen:
Augen auf – mein erster Blick war aus dem Camper – ich sah ein kleines bisschen blauen Himmel und sonst nur dichte Wolken. …hmm… na ob das was werden würde.
Aber ja natürlich (wenn Englein reisen)… pünktlich um 10:00 Uhr verzogen sich die Wolken und die Sonne kam raus und unser Flug konnte pünktlich um 10:30 Uhr starten – was für ein außergewöhnliches Erlebnis!!
Wir waren beide einfach nur sprachlos und schwer beeindruckt!
Unsere Pilotin, Charlotte, erklärte uns, dass die hellbraunen Flecken auf den Schneefeldern des Gletschers, die Asche von den Buschfeuern Australiens ist.
Im Anschluss an unseren tollen Vormittag ging die Reise weiter – irgendwie durchs Niemandsland. Da merkten wir dann tatsächlich, wie dünn besiedelt die Westküste ist. Wir fuhren Richtung Haast über den Haast Pass wieder an die Ostküste – kilometerweit ist da wirklich gar nichts, nur Landschaft und manchmal kommt einem ein Auto entgegen. Also für so viel Einsamkeit sind wir nicht gemacht und deswegen waren wir froh, als wir an einem Campingplatz mit angeschlossenem Pub kamen. Wir checkten dort einen Stellplatz für die Nacht und spielten im Pub, bei einem Bier, noch ein paar Runden Karten.
Wir „wohnten“ ganz in der Nähe der berühmten „Blue Pools“, diese haben wir uns am Vormittag noch angesehen, bevor die Reise weiterging. Unglaublich türkisblaues Wasser – wunderschön!
Dadurch wir am Vortag so weit gefahren sind, waren wir am nächsten Tag nach einer, nur einstündigen Fahrt, schon an unserem Ziel. In Wanaka. Hier steht der berühmte Baum im Wasser.
Es war ein sehr heißer Tag – es hatte ca. 30 Grad Celsius, anscheinend ist der Sommer jetzt hier in Neuseeland endlich angekommen und wir konnten tatsächlich einmal im See schwimmen. Man muss dazu sagen, dass die Temperatur des Sees einem Bergsee in Tirol sehr ähnelte – eisig!
Als ich im Internet recherchiert habe, habe ich gelesen, dass die Straße von Wanaka nach Queenstown, durch das Cadrona Valley, für Camper nicht unbedingt einfach befahrbar wäre. Es ist die höchste Passstraße. Viele rieten davon ab und meinten, es wäre besser die Hauptverbindung zu nutzen. Wir waren etwas unsicher und fragten eine Neuseeländerin, die schüttelte nur den Kopf und sagte: „Ohhh… no Problem we drive this every day!“ Na gut, wenn das so ist – dann auf ins Cardrona Valley – und wirklich, es ist eine wunderschöne Strecke, natürlich mit Kurven, aber definitiv schaffbar mit unserem Camper und mit Martins Fahrkünsten sowieso 🙂
Im Cardrona Valley kamen wir beim „Bra Fence“ vorbei. Gerüchten zufolge haben dort vier junge, beschwipste Damen ihre BH`s am Cardrona Valley Zaun aufgehängt. Mittlerweile hängen dort Hunderte davon (meiner auch 🙂 ). Es werden dort in einer pinken Box Spenden für die neuseeländische Brustkrebsorganisation gesammelt.
Eine witzige Idee mit einem ersten und sehr wichtigen Hintergrund, wie ich finde. Eine tolle Geschichte!
Queenstown – die Adrenalinhauptstadt schlechthin – sagt man.
Ich dachte für uns wäre es gemütlich mit der steilsten Gondelbahn der Welt auf den Bob`s Peak zu fahren und dort die tolle Aussicht zu genießen.
An jeder Ecke gibt es in Queenstown Touristenbüros, die die waghalsigsten Sachen anbieten, zum Beispiel Bungee Jumping, Fallschirmspringen, Rafting – es ist ein großer Abenteuerspielplatz hier. Wir schlenderten ganz gemütlich durch die Stadt bis wir das Jetboot sahen. Martin war sofort begeistert und ich verdrehte die Augen.
Naja lange Rede kurzer Sinn, um 13 Uhr gings los. Wir saßen in dem Boot und los ging die Fahrt den Dart River rauf, waghalsige 360°-Drehungen, die Wasserfontänen spritzen meterhoch in die Höhe, haarscharf an Felsen vorbei. Einfach nur irre, aber wirklich super. Ich hatte keine Zeit um mich zu fürchten oder drüber nachzudenken, ob wir da lebendig wieder aus dem Boot kommen. Das Boot flitzte mit 95 km/h über den Fluss.
Im Nachhinein gesehen war es super, dass ich keine Zeit hatte genauer drüber nachzudenken und es war ein saucooles Erlebnis!!
Da uns dann in Queenstown doch zu viel Trubel war, gings mit unserem Camper weiter zum Lake Hayes, dort haben wir einen ganz entspannten Nachmittag am See verbracht bis es weiterging nach Cromwell. Cromwell ist die Obsthauptstadt des Südens. Durch das milde Klima hier, gedeihen die Obstbäume hervorragend. Wir haben dies in Form von Kirschen, Marillen, Nektarinen und Pfirsichen getestet und stimmen dem voll und ganz zu 🙂
Schön langsam wird die Zeit in Neuseeland immer kürzer und wir mussten genau überlegen, wie es jetzt weitergehen soll. Wir wären gerne noch weiter in den Süden gefahren um in den Milford Sound zu kommen. Es war aber mit einer langen Fahrzeit verbunden und hätte uns 3 Tage „gekostet“ – schweren Herzens haben wir uns entschieden diesen südlichen Teil Neuseelands „auszulassen“.
Wir fuhren weiter nach Dunedin. Dunedin ist eine Hafenstadt mit etwa 130.000 Einwohner und hat einen der schönsten Bahnhöfe, sagt man.
Hier ist auch die „Baldwin Street“ die steilste Straße der Welt. Mit einer Länge von 350 m hat sie eine Steigung von 38%. Wir haben zugesehen, wie sich ein paar Autos „hinaufgequält“ haben, wir haben es mit unserem Camper erst gar nicht versucht. Es war schon zu Fuß schwer genug. Außerdem steht zu Beginn der Straße ein Schild, dass es für Camper verboten ist rauf zufahren, also dürften es doch schon einige probiert haben 🙂 In der Baldwin Street findet einmal im Jahr ein Fest statt. Da rollen hunderte von Schokoladekugeln die Straße runter und die, die am schnellsten unten ist, gewinnt 🙂
In Oamaru auf einem Campingplatz am Hafen verbrachten wir die Nacht bevor es am nächsten Tag wieder ins Landesinnere ging.
Zu Beginn unserer Reise dachte ich, ich werde drei Blogbeiträge über Neuseeland schreiben. Wir erleben hier aber so viel, dass in den nächsten Tagen noch ein Vierter folgen wird.
Bis bald
Katja
…denn das Leben ist zu kurz für später!
Deine Berichte rufen so viele Erinnerungen in mir hervor ….. ich reise gedanklich mit euch mit 🙂
Das freut mich sehr!! Liebe Grüsse!